Wissens-Datenbank

Wissen und Fakten

Für Fragestellungen rund um das Thema Sucht und Abhängigkeit haben wir Ihnen auf dieser Seite in vier Kategorien die wichtigsten Begriffe, Erklärungen sowie Fragen und Antworten aufgelistet.

Parallel betreiben wir eine umfangreiche thematische Linksammlung und bieten Ihnen Drucksachen und Flyer an.

Thema Sucht

Kann jeder Mensch süchtig werden?

Ja, jeder Mensch kann süchtig werden – auch erst im hohen Alter. Je nachdem, wie ein Mensch aufwächst, ist er Risikofaktoren ausgesetzt oder bekommt Schutzfaktoren mit auf den Lebensweg. Auch Schicksalsschläge können Auslöser sein.

Kann sich aus Gewohnheit Sucht entwickeln?

Ja, wenn ein innerer Zwang stärker wird als der freie Wille. Gewohnheiten können sich schleichend in Abhängigkeit verwandeln.

Suchtgefahr besteht, wenn man eine Substanz, ein Suchtmittel oder ein Verhalten einsetzt, um unangenehme Erfahrungen zu vermeiden oder meint, damit Probleme lösen zu können: beispielsweise Alkohol gegen Hemmungen, Betablocker gegen Prüfungsangst, Fernsehen gegen Langeweile, Süssigkeiten gegen Frust. Verlernt man, seine Probleme nüchtern zu ertragen und zu lösen, dafür bei jeder Belastung auf dieses Mittel zurückgreift, wird man davon abhängig.

 

Wie stellt man eine Sucht fest?

Die meisten Menschen glauben, dass sie ihre Gewohnheiten unter Kontrolle haben oder dass sie nur vorübergehend mit einem Suchtmittel Erleichterung suchen. Sie sind überzeugt, dass sie jederzeit aufhören könnten. Ob diese Annahme stimmt oder ob man sich selber täuscht, lässt sich testen:

Während einer vorher festgelegten längeren Zeitspanne – zum Beispiel 3 bis 4 Wochen – verzichtet man auf das Suchtmittel oder das angewöhnte Verhalten. Wenn diese Zeit gut verläuft, ist man nicht abhängig. Wenn jedoch Entzugserscheinungen wie übermässige Gereiztheit, körperliche Beschwerden oder Depressionen auftreten, spricht man von einer Sucht. Ein Ausstieg ist jetzt ratsam – aus eigener Kraft oder mit professioneller Hilfe.

Eigenes Konsumverhalten hinterfragen

Es gibt einige Anzeichen, die auf eine Sucht hindeuten:

  • Man trinkt oder kifft zum Beispiel in Situationen, die man sich bisher bewusst freigehalten hat.
  • Man vernachlässigt Freundschaften.
  • Bisherige Lebensziele wie Ausbildung oder Hobbies werden egal.
  • Man ist gedanklich stark mit dem Nachschub beschäftigt.

Wer sich mit dem eigenen Konsumverhalten auseinandersetzen möchte, findet im Internet unter suchtpraevention-zh.ch entsprechende Fragebögen und Selbsttests.

Was ist Sucht?

Bei einer Sucht steht man unter Zwang, immer wieder dasselbe zu tun. Die Merkmale sind Abhängigkeit, Kontrollverlust, Entzugserscheinungen, Wiederholungszwang. Die Sucht bewirkt, dass man sich und anderen Schaden zufügt.

Sind alle Süchte gleich?

Wir unterscheiden stoffgebundene Süchte von nicht-stofflichen Süchten.

  • Bei stoffgebundenen ist man abhängig von einer bestimmten Substanz wie Alkohol, Tabak oder Cannabis,
  • bei nicht-stofflichen leidet man an einem zwanghaften Verhalten wie bei der Spielsucht, der Arbeits-, Kauf- oder Magersucht.
Unterschied Gewohnheit oder Sucht

Gewohnheiten sind etwas, was wir regelmässig machen und deshalb gehören sie zu unserem Alltag: zum Beispiel morgens einen Kaffee trinken oder vor dem Einschlafen lesen. Gewohnheiten können zu einem Ritual werden und so präventiv wirken.

Der Unterschied zur Sucht besteht im freien Entscheid: Im Gegensatz zur Sucht kann man sich bei Gewohnheiten frei dafür oder dagegen entscheiden.

 

Thema Suchtprävention

Was verstehen Sie unter Suchtprävention?

So vielfältig wie die Entstehungsbedingungen und Erscheinungsformen von Sucht sind auch die Ansätze der Prävention: Es geht um die Aufklärung über die Gefahren von Genuss- und Suchtmitteln und um die Stärkung der Menschen in ihren persönlichen Einstellungen und Verhaltensweisen, um sie vor einer Suchtentwicklung zu schützen. Ganz wichtig ist die Förderung von Lebensbedingungen, die das Suchtrisiko vermindern helfen.

Ein wichtiges Anliegen der Suchtprävention ist darum die Verbesserung der strukturellen Bedingungen von Gesundheit, zum Beispiel das Einhalten des Jugendschutzgesetzes beim Alkoholverkauf oder der Aufbau wirksamer Frühinterventionsmassnahmen in der Schule.

Was bedeutet Frühintervention?

Bei einer Frühintervention erkennen Personen mit einer Führungs-, Bildungs- oder Erziehungsaufgabe früh mögliche Anzeichen einer Suchtgefährdung und können deshalb rechtzeitig Hilfsmassnahmen in die Wege leiten.

Welche Ziele verfolgt die Suchtprävention?

Suchtprävention will einen gesundheitsschädigenden Konsum verhindern. Suchtprävention will zudem den Einstieg in den Suchtmittelkonsum möglichst lange hinauszögern. Denn je jünger jemand Suchtmittel zu konsumieren beginnt, desto stärker ist die Gefahr, süchtig zu werden. Deshalb ist es wichtig, Kinder vor Suchtmitteln zu schützen.

Was bietet die Suchtprävention?

Als regionale Fachstelle des Zürcher Unterlandes stehen wir allen Gemeinden in den beiden Bezirken Dielsdorf und Bülach zur Verfügung. Wir bieten Information, Beratung, Weiterbildung und Schulung zu Fragen der Suchtprävention und Gesundheitsförderung. Wir planen, begleiten, koordinieren und unterstützen Projekte. Unsere Angebote stehen allen Bevölkerungskreisen offen, richtet sich aber insbesondere an Multiplikatoren/-innen, das heisst an Erwachsene, die Verantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen haben, an Vorgesetzte in Betrieben sowie an Entscheidungstragende in der Politik.

Arbeiten Sie mit suchtkranken Menschen?

Wir sind keine Beratungsstelle für Abhängige, geben aber telefonische Auskünfte zu Fragen rund um Cannabis, Alkohol, Tabak und andere Suchtmittel und Suchtverhalten. Bei konkreten Beratungsanfragen leiten wir die Ratsuchenden nach einem ersten Gespräch an die entsprechende Beratungsstelle weiter.

Wollen Sie, dass alle abstinent leben?

Der erwachsene Mensch kann frei entscheiden, ob und was er konsumieren will. Auch kann er zum Beispiel in Bezug auf Tabak abstinent leben, in Bezug auf Alkohol aber nicht. Wichtig ist, dass jeder Konsum massvoll geschieht. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Abstinenz aus gesundheitlichen Gründen sehr wichtig.

Warum Kinder und Jugendliche im Zentrum?

Kinder und Jugendliche sind noch im körperlichen Wachstum. Ihr Körper reagiert anders als der erwachsene Körper. Alkohol, Tabak und andere Drogen entfalten ihre gesundheitsschädigende Wirkung bei Heranwachsenden in weit stärkerem Masse und viel schneller. Grundsätzlich gilt: je jünger, desto schädlicher.

Kinder und Jugendliche befinden sich zudem in einer besonders wichtigen Phase der psychischen Entwicklung:

  • Sie haben eine gesunde Neugier auf alles, was die Welt so bietet. Darum ist es nahe liegend, dass sie auch neugierig sind auf die Wirkung von Suchtmitteln.
  • Ihre Fähigkeiten, Risiken abzuschätzen, ist noch wenig ausgebildet und sie fühlen sich zudem oft unverletzbar. Darum nehmen sie Warnungen vor den schädlichen Wirkungen bestimmter Substanzen nicht so ernst.
  • Kinder und Jugendliche sind auf der Suche nach Zugehörigkeit. Da ihre Kolleginnen und Kollegen, die rauchen, trinken oder kiffen, sich oft als etwas Besonderes gebärden, kann der Wunsch aufkommen, gerade bei diesen dazu zu gehören.
  • Jugendliche haben noch wenig Erfahrung im Umgang mit schwierigen Gefühlen und Situationen. Doch gerade im Jugendalter erlebt man Unsicherheiten und Stimmungsschwankungen besonders intensiv. Wer erlebt, dass unangenehme Stimmungen mit Suchtmitteln erträglicher werden, ist versucht, das öfter zu machen.
Wie wird die Suchtprävention finanziert?

Durch die Gemeinden im Zürcher Unterland und den Kanton Zürich (siehe unser Porträt).

Thema Jugend

Verkauf von Alkohol an Minderjährige?

Wenn ein Jugendlicher unter 16 Jahren in einem Restaurant oder in einem Geschäft alkoholische Getränke erhält, ist das gesetzlich verboten. Gesetzlich vorgeschrieben ist zudem, dass Jugendliche unter 18 keinen gebrannten Alkohol erhalten dürfen. Dazu gehören sämtliche Schnäpse, Liköre und Aperitifs, aber auch Alcopops. Übrigens machen sich auch 18-jährige Kollegen/Kolleginnen strafbar, wenn sie für unter 16-Jährige ein Bier kaufen gehen.

Jugendliche befinden sich in einer Entwicklungsphase, in der der Körper sensibel auf Alkohol reagiert. Gleichzeitig werden in dieser Entwicklungszeit gerne Regeln verletzt und neues Verhalten ausprobiert. Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass Jugendliche vor übermässigem, die Gesundheit schädigenden Alkoholkonsum geschützt werden.

Übermässiger Konsum von Alkohol ist, besonders bei Jugendlichen (aber auch bei Erwachsenen), eine wichtige Ursache von Unfällen und Gewaltbereitschaft. Früher Alkoholmissbrauch kann relativ schnell zu einer Abhängigkeit führen.

Ist Cannabis schädlicher als Alkohol?

Diese Frage lässt sich nur im Einzelfall unter Berücksichtigung von Menge und Konsumform beantworten, da Cannabis und Alkohol zwei sehr unterschiedliche psychoaktive Substanzen sind. Beide verändern die Wahrnehmung, Denkprozesse, das Bewusstsein oder das Verhalten, sie wirken aber unterschiedlich. Zudem reagiert jede Person verschieden auf die beiden Substanzen, abhängig von Alter, Gewicht, Geschlecht, psychischer Verfassung usw.

Was tun wir speziell für Jugendliche?

Wir unterstützen zum Beispiel «Midnight-Sports»-Projekte, die in verschiedenen Gemeinden im Zürcher Unterland jeweils am Samstagabend stattfinden. Ausserdem begleiten wir verschiedene Projekte in Jugendtreffs, Schulen und Vereinen.

Und es gibt auf unserer Website eine Menge Informationen für Jugendliche zum Thema Sucht, Substanzen und Prävention. Informationsmaterial ist auch bei Sucht Schweiz erhältlich.

Begriffslexikon

Gesundheit

«Gesundheit ist der Zustand des umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheiten und Gebrechen.» So definiert die Weltgesundheitsorganisation WHO bereits 1948 den Begriff.

Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Sucht und anderen Krankheiten.

Gesundheitsförderung

«Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Mass an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl Einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können. In diesem Sinne ist die Gesundheitsförderung als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen.» 
Ottawa Charta, 1986

Dieses Verständnis von Gesundheit geht davon aus, dass Menschen lernfähig sind. Sie können sich verändern und Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen. Es bedeutet aber auch, dass strukturelle oder gesellschaftliche Bedingungen aktiv zugunsten der Gesundheit beeinflusst werden sollen. Die Suchtprävention ist somit ein Teil einer umfassenden Gesundheitsförderung.

Sucht

Sucht hat vielfältige Erscheinungsformen. Sie kann an Substanzen wie zum Beispiel Alkohol, Tabak, Medikamente oder Kokain gebunden sein. Sie kann aber auch unabhängig von Suchtmitteln auftreten, wie beispielsweise in der Spielsucht.

Unter Sucht versteht man ein zwanghaftes Verhalten, mit dem man sich – und oftmals anderen – Schaden zufügt. Die Merkmale sind:

  • Kontrollverlust
  • Toleranzbildung gegenüber dem Suchtmittel
  • Entzugserscheinungen
  • Wiederholungszwang.

Die Entstehung von Sucht ist ein Prozess, dabei spielen individuelle, soziale, ökonomische und kulturelle Faktoren eine Rolle.

Suchtprävention

Die Suchtprävention ist ein Teil der nationalen Drogenpolitik mit ihren vier Säulen Prävention, Therapie, Schadensminderung und Kontrolle/Repression. Im Kanton Zürich wird mit acht regionalen Suchtpräventionsstellen und acht kantonsweit tätigen Fachstellen die Suchtprävention sichergestellt.

Suchtprävention unterstützt Bestrebungen, einer möglichen Suchtentwicklung zuvor zu kommen, indem sie die individuellen Ressourcen und Abwehrkräfte beim einzelnen Menschen stärkt.

Präventionsziele
  • Stärken eines gesunden, kultivierten und massvollen Verhaltens beim Suchtmittelkonsum.
  • Eine Suchtentwicklung verhindern, indem Risiken benennt und Alternativen zur Sucht aufgezeigt werden.
  • Gesundheitsförderliche Beeinflussung von Verhaltensweisen und Lebensverhältnissen.
Schutz- und Risikofaktoren

Ein wichtiger Ansatz in der Suchtprävention beruht auf der Erforschung von Faktoren, die eine Suchtgefährdung fördern können (Risikofaktoren), und denjenigen, die eine hemmende Wirkung haben (Schutzfaktoren).

Beispiele für Schutzfaktoren

  • Ein emotional unterstützendes Familienklima.
  • Die Erfahrung, dass man selbst etwas bewirken kann.
  • Die Fähigkeit besitzen, gut zu kommunizieren.
  • Probleme lösen zu können.
  • Befriedigende Schul- und Ausbildungssituation.

Beispiele für Risikofaktoren

  • Permanente familiäre Belastungen.
  • Suchtmittelkonsum der Eltern, Freunde, Kollegen.
  • Mangelnde Kompetenzen, Schwierigkeiten zu meistern.
  • Fehlende Entwicklungs- und Zukunftsperspektiven.
Personen- und strukturorientierte Prävention

Unsere Arbeit richtet sich entweder an einzelne Personen (personenorientierte Prävention) oder fokussiert gesellschaftliche Strukturen (strukturorientierte Prävention).

  • Die personenorientierte Suchtprävention richtet sich mit Projekten und Programmen direkt an eine definierte Zielgruppe – Kinder, Jugendliche, Erwachsene – und/oder Bezugspersonen von Kindern und Jugendlichen – Eltern, Lehrpersonen, Ausbildner/-innen, Betreuer/-innen usw. Neben der Information über Suchtmechanismen und Suchtmittel geht es dabei insbesondere um die Förderung von Lebenskompetenzen.
  • In der strukturorientierten Prävention arbeiten wir daran, suchtbegünstigende Strukturen abzubauen. Dafür fördern wir beispielsweise vernetzte Jugendschutzbemühungen beim Alkoholverkauf in der Gemeinde oder den Aufbau wirksamer Massnahmen für die Früherkennung von Suchtproblematiken an Schulen.
Ursachenorientierte Prävention

So vielfältig wie die Entstehungsbedingungen und Erscheinungsformen von Sucht sind die Möglichkeiten für eine sinnvolle Prävention. Neben der Aufklärung über die Gefahren von Genuss- und Suchtmitteln steht im Zentrum der ursachenorientierten Suchtprävention die Stärkung der Menschen in ihren persönlichen Einstellungen und Verhaltensweisen, um sie vor einer Suchtentwicklung zu schützen, sowie die Förderung von Lebensbedingungen, die das Suchtrisiko vermindern helfen.

Projektarbeit

Suchtprävention ist keine Eintagsfliege, die zum Beispiel mit einer Informationsveranstaltung erledigt wäre. Sowohl bei der personen- als auch bei der strukturorientierten Suchtprävention geht es darum, Prozesse in Gang zu bringen.

Die Suchtprävention unterstützt und begleitet Einzelpersonen und Gruppen in der Planung und Durchführung von verschiedenen Projekten zur Suchtprävention. Wir stützen uns dabei auf ein ein anerkanntes Projektmanagement-Instrument ab.